Hochlandrind vom Michelsamt

Hochlandrind vom Michelsamt

Es geht doch recht stotzig bergan bei unserem Hofbesuch an diesem spätsommerlichen Mittwochnachmittag. Wir wollen einen Augenschein nehmen, wie «unsere» Hochlandrinder auf dem Biohof der Familie Neuenschwander leben und begeben uns auf den Hügelzug zwischen dem Sempachersee und der Gemeinde Rickenbach im Luzerner Michelsamt. 300 Höhenmeter über dem See liegt der idyllische Hof, mit bester Aussicht über die ganze Region und die Voralpen. Als wir dann die urigen Hochlandrinder auf der Weide entdecken, kommt hier, mitten im Herzen der Schweiz, echtes Highland-Feeling auf!

Bauer Fritz ist weitherum bekannt

Mario Neuenschwander begrüsst uns auf dem Betrieb. Er ist dieses Jahr in die Fussstapfen seiner Eltern Janine und Fritz getreten und bewirtschaftet den Hof zusammen mit seiner Freundin. Die Eltern haben in den letzten Jahren die Direktvermarktung der hofeigenen Bioprodukte stark ausgebaut und sind als «Bauer Fritz» weitherum für ihr Hofcatering und Ferien auf dem Bauernhof bekannt. Janine und Fritz unterstützen den Jungbauern in diesem Bereich nach wie vor mit viel Herzblut und Gastfreundschaft.  Die Hochlandrinder haben im Jahr 2002 bei Bauer Fritz Einzug gehalten. Grund war der Wechsel von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung. Nachdem erste Versuche mit der Milchviehherde aufgrund bescheidener Fleischerträge nicht erfolgreich waren, haben sich Neuenschwanders nach alternativen Tierrassen umgeschaut. Von einem anderen Betrieb konnten sie eine ganze Herde Schottische Hochlandrinder übernehmen und sind seither begeistert von dieser genügsamen Rinderrasse. Die Weiterzucht erfolgt mit einem eigenen Stier.

Bauer Mario pflegt einen herzlichen Umgang mit seinen Tieren. Betritt er die Weide, quittieren die Rinder das mit aufmerksamem Muhen. Mit ein paar Äpfeln lassen sie sich von ihm für ein Gruppenbild mit Bauer anlocken. Allerdings bedienen sich die Hochlandrinder auch gerne selber an den Obstbäumen, was daran zu erkennen ist, dass die Äste überall auf der gleichen Höhe abgefressen sind! Ganz speziell ausgeprägt sei bei den Hochlandrindern der Gemeinschaftssinn, findet Mario. Fehlt ein Tier, werden alle andern aufgeregt und schauen alle gemeinsam, dass die Herde möglichst zusammenbleibt. Die Weiterzucht wird mit einem eigenen Stier betrieben, der ca. alle 3 Jahre ausgewechselt wird. Um den Bestand der Herde zu regulieren, ist es notwendig, dass jedes Jahr einige Tiere auf die Schlachtbank geführt werden. Allerdings findet bei dieser extensiven Rasse keine Mast statt und die Tiere kommen erst im Alter von gut 2 ½ Jahren in die Metzgerei. Das ist mehr als doppelt so lang wie bei Mastrindern.
Neben den Tieren, lebt der Betrieb vor allem vom Ackerbau. Auf gut 800 m.ü.M. wird Urdinkel, Einkorn und Gerste angebaut. Die Ölfrüchte von Sonnenblumen und Raps werden auf dem Biohof selber zu kaltgepressten Speiseölen verarbeitet. Als Spezialkultur werden Bio-Sonnenblumen für den Schnittblumenverkauf angebaut.

Infos zur Rasse

Das Schottische Hochlandrind wird seit über 200 Jahren rein gezüchtet und hat seine urtümlichen Eigenschaften bis heute praktisch unverändert behalten. Für die kleinen Bauern in den Schottischen Highlands waren die robusten Tiere ideal, da sie auch im Winter keinen Stall benötigen. Sie waren Milch-, Fleisch und Felllieferant und wurden auch als Zugtiere eingesetzt. Seit den 1990er-Jahren geriet das Robustrind in den Fokus der Schweizer Agronomen, um eine Verbuschung oder Verwaldung verlassener Alpweiden zu verhindern oder um eine solche Entwicklung rückgängig zu machen. Aufgrund des geringen Tiergewichtes lassen sich auch vernässte Böden oder Hanglagen bodenschonend beweiden.
Futtergrundlagen von extensiven Weiden, Alpweiden, Streue und Uferrandregionen genügen dem Tier vollkommen. Das Hochlandrind verschmäht auch hochstehendes, altes, zähes Gras nicht. Dieses wird sogar bevorzugt aufgenommen! Gegen Witterungseinflüsse ist es bestens gerüstet. Das lange Haarkleid, die dicke Haut und das dicke Unterhautfett wirken als Isolation gegen Kälte und Wärme. Ein weiterer Vorteil sind die sehr niedrigen Pflegekosten: Dank der Allwettertauglichkeit kann auf Stallbauten zum grössten Teil verzichtet werden. Dank hoher Fruchtbarkeit und problemloser Geburt der Kälber kann die Herde über längere Zeit praktisch «autark» leben.

Das Fleisch vom Hochlandrind lässt sich nur bedingt mit dem Fleisch von Zuchtrindern vergleichen. Es ist sehr fein- und kurzfaserig und zeichnet sich durch kürzere Garzeiten und ein typisches, kräftiges Aroma aus. Es enthält mehr Protein, dafür weniger Fett und Cholesterin wie das Fleisch von Mastrindern. Das variantenreiche Raufutter und das artenreiche Heu im Winter machen sich in der besonderen Aromatik des Fleisches unserer BIO BOX bemerkbar.

Möchten Sie selber vorbeischauen? «Bauer Fritz» sind Mario Neuenschwander, Jasmin Lang, Janine und Fritz Neuenschwander und ihr Bio-Bauernhof im Herzen der Schweiz. Die Hofbeiz ist immer am Mittwochnachmittag für Gäste geöffnet. Sonst nur für Gruppen auf Voranmeldung.
Infos unter: www.bauer-fritz.ch

Gabriella Resenterra (Fotos), Stefan Jost (Text)

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