Aargauer Bier & Demeter-Braugerste

Aargauer Bier & Demeter-Braugerste

divus: Kleines Bierparadies

Wo man es kaum erwartet, in Oftringen AG umgeben von Industriegebäuden, Verkehrskreiseln und Baustellen, hält sich hartnäckig ein kleines Idyll. Beim Haus aus der vorletzten Jahrhundertwende mit grossem Umschwung, unter Lindenbäumen und Rosenspalier steht die Mikrobrauerei von Albert Brunner.

Ich treffe Albert beim Abfüllen des Sudes von 29. Mai, als wir unsere erste Lieferung abholen. Was hat ihn bewogen, auf diesem speziellen Flecken, seine Demeterbiere zu brauen? Ursprünglich als Bauernsohn auf einem konventionellen Hof aufgewachsen, hat er eine Lehre als Metallbauer absolviert, was ihm beim Konstruieren seiner eigenen, kleinen Brauanlage zugute kam.
Mit der Aussicht, zusammen mit seiner Frau den Biohof seiner Schwiegereltern in Oltingen / BL zu übernehmen, hat er die 4-jährige Ausbildung zum Demeter-Landwirt in Angriff genommen und abgeschlossen. Diese Ausbildung hat ihm die Landwirtschaft mit ihren biologischen Zusammenhängen und Kreisläufen auf eine neue Art eröffnet. Ursprünglich als Hobby gestartet, will er seine kleine Brauerei zu einem Standbein des künftigen Demeterhofs ausbauen, und für seine beiden Biere auch Demeter-Braugerste aus eigenem Anbau verwenden. Albert Brunner zählt damit sicher zu den ersten Demeter-Bierbrauern der Schweiz!

Eine unter 1000 Brauereien

Der Craftbeer-Boom hat der Schweiz in den letzten Jahren eine wahre Explosion von Klein- und Kleinstbrauereien beschert. Aktuell sind an die 1000 Brauereien in der Schweiz registriert, mehr als z.B. in unserem Nachbarland Deutschland. Darin nicht mitgerechnet, sind die Haushaltsbrauereien, welche sich aufgrund geringer Braumengen nicht registrieren müssen. Mehr als die Hälfte der Betriebe sind Mikrobrauereien, die meist lokal tätig sind.
Sich auf biologischen Anbau nach Demeter-Richtlinien und natürliche Prozesse vom Acker bis in die Flasche zu konzentrieren, ist ein sinnvoller Weg, sich im Vielfalts-Dschungel der Schweizer Brauszene behaupten zu können. Aber was macht ein Demeter-Bier aus?

Klar, alle Zutaten müssen aus biologischer Landwirtschaft, wenn immer möglich aus Demeter-Anbau stammen. Albert Brunner verwendet Demeter-Malz unterschiedlicher Röststufen und natürliche Bio-Hopfendolden. Während sonst häufig Hopfenpellets oder sogar Hopfenkonzentrate verwendet werden, müssen für sein Demeterbier immer die ganzen Hopfendolden verwendet werden. In konventionellen Bieren wird dem Sud bis zu 10% Zuckerlösung beigegeben, d.h. finanziell sehr lukratives Bier aus Zuckerwasser. Diese Praxis ist für Biobiere natürlich auch nicht zulässig. Sein Bier, beschreibt Albert, soll vom gleichen Charakter sein wie die hausgemachte Konfitüre oder selbstgebackenes Brot der Grossmutter. Ursprünglich, natürlich, eigen und nicht streng normiert.
Bevor ich mit meiner ersten Bestellung zurück in unser Lager fahre, habe ich noch die Gelegenheit, vom Braugerstefeld einen Augenschein zu nehmen. Das natürliche Getreidefeld mit Mohnblumen und weiterem buntem Beikraut, wirkt eingezäunt in Mitten von Industriehallen schon fast surreal. Da es in der Schweiz aktuell (noch) keine Mälzerei gibt, kann Albert Brunner seine eigene Gerste nur im Anteil bis zu 10% unvermälzt dem Brausud beigeben. Ziel ist es längerfristig natürlich, in der Schweiz eigenes Malz herstellen zu lassen.

divus urtrüb hell und dunkel

Nachdem ich auf meinen Kurzbesuch viel über den Ursprung und die Herstellung der beiden Demeter-Biere gelernt habe, bin ich umso gespannter, wie sich der Gestensaft in der Kehle anfühlt. Gut gekühlt gönne ich mir am Abend ein Helles und ein Dunkles. Beide Biere sind naturtrüb, da ein Teil der Gärung in der Flasche stattfindet und die lebendige Hefe für die erfrischende, natürliche Kohlensäure sorgt. Der entstehende Alkohol und die Kohlensäure bewirken auch  eine natürliche «Hygienisierung» des Biers, so dass es in der Flasche weiterreifen kann und bis zu einem Jahr haltbar ist. Das helle divus besticht durch eine präsente, sehr angenehme Hopfennote, ohne dabei zu stark ins Bitter zu tendieren. Das Dunkle ist malziger, weniger hopfenbetont und sehr rund und harmonisch.


«divus» bedeutet übrigens von göttlicher Natur. Lassen Sie sich beim Biergenuss – am besten an einem idyllischen Plätzchen – von der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Demeter beseelen!



Mahler & Co, Stefan Jost

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