Fairtrade Quinoa aus Bolivien

Fairtrade Quinoa aus Bolivien

Geschichte

Quinoa verbinden wir mit Südamerika. Botanisch lässt sich allerdings nachweisen, dass die Urform des Pseudogetreides eigentlich in Nordamerika liegt und sich allmählich nach Südamerika ausgebreitet hat. In der Hochebene der Anden ist Quinoa seit über 5000 Jahren domestiziert und wird auch oberhalb einer Höhe von 4000 Metern noch angebaut. Dort war Quinoa, zusammen mit Amarant, für die lokale Bevölkerung unentbehrlich, da Mais in dieser Höhe nicht gedeiht.

Während der spanischen Eroberungszüge im 16. Jahrhundert wurde der Anbau von Quinoa und Amarant von den Konquistadoren verboten und sogar unter Todesstrafe gestellt um die einheimischen Völker zu schwächen. Da das Getreide als «unchristlich» galt, blieb es bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in Europa unbekannt.

Die Bilder stammen von Patric Fuhrimanns Produzentenbesuch in Bolivien (März 2019)

Wiederentdeckung und Nutzung

Für den Quinoa-Boom in den letzten Jahren ist u.a. die NASA mitverantwortlich. Durch seinen hohen Gehalt an Eiweiss und die einzigartige Aminosäurenstruktur, sowie der relative Reichtum an Mineralien wie Eisen und Magnesium, geriet das Korn in den Fokus der Forschung. Die amerikanische Raumfahrtbehörde erachtete Quinoa als geeignet für den künftigen Anbau in Raumstationen oder extraterrestrischen Kolonien auf anderen Planeten. Dieser «Superfood-Status» und die Tatsache, dass Quinoa glutenfrei und für viele Allergiker geeignet ist, begründen die stark wachsende Beliebtheit in Nordamerika und Europa.

In den Ursprungsländern werden die mineralstoffreichen Blätter der Pflanze als Gemüse oder Salat genossen. Für die Inkas war Quinoa ein Mittel gegen Halsentzündung. Botanisch zählt das Pseudogetreide zu den Fuchsschwanzgewächsen und ist dadurch mit Spinat und Rüben verwandt. Besonders für Menschen mit Zöliakie ist Quinoa ein vollwertiger Getreide-Ersatz. Die relativ kurze Kochzeit von 15 Minuten und die vielen süssen und pikanten Einsatzmöglichkeiten machen ihn auch in der schnellen, modernen Küche von sehr beliebt.

Fünf Fragen an unseren Fairtrade-Lieferanten

Wir beziehen unsere Quinoaprodukte vom Fairtrade-Partner swipala. Dessen Geschäftsführer Patric Fuhrimann reist regelmässig zu den Produzenten in Bolivien und kennt damit den direkten Ursprung des Rohstoffs, die Anbauthematik und die sozialen Bedingungen der Kleinbauern in den bolivianischen Anden. Anlässlich seines Besuches vor Ort im März 2019 hat er uns die Bilder in diesem Beitrag übermittelt und die folgenden fünf Fragen beantwortet:

Was fasziniert Sie an Quinoa (der Pflanze / dem Lebensmittel)?

Wir suchen Rohprodukte, welche folgende Eigenschaften aufweisen:

  • historisch: Im Ursprungsland seit Jahrtausenden kultiviert
  • wertvoll: Die Nährwerte sind überragend
  • neu: In der Schweiz bisher noch wenig bekannt

Seit unserem ersten Import im 2006 erfüllt Quinoa diese Voraussetzungen perfekt. Zudem wächst die Pflanze auf über 4'000 m.ü.M. auf extrem kargen Böden, wo sonst nichts gedeiht. Die Natur hat Quinoa dermassen perfektioniert, dass sie mit Saponinen (Bitterstoffe) gegen Schädlinge ausgerüstet ist. Quinoa ist auch noch überaus schmackhaft und kann kalt oder warm, zum Frühstück (Flocken / Pops / Granola), als Hauptmahlzeit oder als Beilage gegessen werden. Studien belegen, dass eine einseitige Ernährung mit Quinoa zu keinerlei Mangelerscheinung führt. Nährwerttechnisch ist Quinoa unschlagbar.

Wie ist die Produktion des Projekts in Bolivien strukturiert?

In Bolivien wird kleinbäuerlich angebaut, die Produzenten sind häufig in Kooperativen organisiert. Mit unseren Partnern arbeiten wir seit 2006 zusammen. Sämtliche Käufe werden vorausfinanziert und entsprechend der Marksituation garantieren wir den Bauern langfristige Abnahmeverträge.

Welche Vorteile entstehen den Bauern durch den Verkauf über swipala?

swipala kauft seit seiner Gründung (2006) direkt in Bolivien ein, d.h. es gibt keine Zwischenhändler. Entsprechend profitieren die Bauern vom direkten Handel mit swipala. Die Bauern werden fair und im Voraus bezahlt. Die Geld-Überweisung erfolgt direkt auf die Konti der langjährigen Partner. Zudem ist swipala in Bolivien präsent und kennt die Wertschöpfungskette aus eigener Erfahrung.  Damit unterstützen wir die Produzenten auch in administrativen Hürden und vergeben möglichst viele wertschöpfende Arbeiten vor Ort in Bolivien. Mit swipala erhalten die Bauern eine Plattform zum Export.

Wie stehen Sie zur Kritik, dass durch den Quinoa-Boom die lokale Bevölkerung sich Quinoa zur eigenen Ernährung nicht mehr leisten kann?

Durch den Konsum von bio- und fair gehandeltem Quinoa helfen wir der Andenbevölkerung in deren Entwicklung!
Quinoa wird bei weitem nicht von allen Bolivianern gegessen. Einzig die Produzentenfamilien (ca. 80‘000) essen traditionellerweise und regelmässig Quinoa. Wir lebten von 2005 bis 2007 in Bolivien – also weit vor dem Quinoa-Boom - und haben Quinoa als Lebensmittel gar nicht wahrgenommen. Weder in Restaurants noch auf Märkten spielte Quinoa eine Rolle. Fakt ist, dass Quinoa in Bolivien den Ruf des «Arme-Leute-Essens» hatte und nicht sehr populär war. Durch den Export und die Förderung von Quinoa - z.B bei Schulfrühstücken durch die Regierung - wurde Quinoa bei einer breiten Bevölkerungsschicht auch in Boliven wieder interessant.
 Reis, Teigwaren, Kartoffeln sind die Hauptsättiger in Bolivien. Preissteigerungen von Quinoa hat in Bolivien etwa die Relevanz von Preissteigerungen für Forellenfilets in der Schweiz. Durch den seltenen Konsum nimmt man es nicht wahr.

Was sind Ihre persönlichen Lieblingsgerichte mit Quinoa?

Ich habe 2 Favoriten

  • Zum Frühstück das selbst kreierte Quinoa-Müesli mit Natur-Joghurt. Darüber streue ich noch ein Handvoll Quinoa-Pops
  • Als Hauptmahlzeit gekochte Quinoa Körner (weiss und rot gemischt) mit verschiedenem Gemüse.

Einen besonderen Kniff hat mir die Grossmutter eines Produzenten verraten:
Die Quinoa Körner erst ganz lange - ohne Fett - in einer Pfanne rösten bis es richtig fein schmeckt. Dann mit der doppelten Menge Wasser (ich gebe da immer noch ein wenig Bouillon dazu) leicht köcheln lassen bis das Wasser aufgezogen ist. Dieses Gericht ist sehr leicht und doch sättigend.



Text: Stefan Jost

Bilder: Patric Fuhrimann + Pixabay

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